Am ersten Adventswochenende haben wir die Türen unseres Gemeinschaftsateliers Leske/Höft/Winter/Miczka geöffnet und unsere neuesten Werke präsentiert – ein spannender Mix aus Malerei, Fotografie und konzeptioneller Kunst.
Meine Winterbilder-Reihe, die ich in der Ausstellung gezeigt habe, entstand als Ergebnis einer intensiven Kreativwoche. Im Kurs für freie Malerei unter der Leitung von Bernhard Lokai konnte ich mich für ein paar Tage ganz der spontanen und intuitiven Malerei widmen. Neben meiner konzeptionellen Arbeit an der Werkreihe „Empty“ – die sich mit der Installation von leeren Patronenhülsen beschäftigt – habe ich an zwei Tagen bewusst meinen Kopf ausgeschaltet, den Pinsel sprechen lassen und mich der freien Malerei hingegeben.
Das Ergebnis: Eine Serie von Winterbildern, die eine besondere Atmosphäre von Ruhe, Kälte und zugleich sanfter Melancholie transportieren. Die lockere Arbeitsweise und die Abkehr von meinem sonst eher analytischen Ansatz haben mich dabei selbst überrascht und inspiriert.Die Ausstellung war für uns alle ein wundervoller Start in die Adventszeit und eine Möglichkeit, unsere Leidenschaft für Kunst mit den Besuchern zu teilen.
Hier die Auflösung des Rätsels in der Ausstellung im Gemeinschaft-Atelier Lesek/Höft/Winter/Miczka. Welche Bilder wurden wirklich fotografiert (echt) und welche mit KI-generiert?
Die Ausstellungsbesucher standen vor einer Entscheidung: Welches Bild wurde tatsächlich in Italien aufgenommen und welches entstand mithilfe einer KI-basierten Software? Wir befinden uns in einer Zeit, in der dieser Unterschied zunehmend verschwimmt. Die Grenze zwischen Realität und Fiktion wird immer unschärfer. Wir sind uns nicht mehr sicher, wem oder was wir vertrauen können – sei es Plakaten, Bildern im Internet, auf unseren Handys, Videos oder Berichten. Das Analoge gewinnt dabei einen neuen und einzigartigen Wert. Wie werden wir die Möglichkeiten der Bildgenerierung in Zukunft nutzen, um unsere Kreativität auszuleben? Die Frage bleibt offen und die Entwicklung bleibt aufregend!
Kern von Inge Miczkas Arbeit sind Brüche des Menschseins in der sich wandelnden Welt. Dazu erzeugt sie durch Umdeutung von Material Ambivalenzen. Dies löst Irritationen und Erkenntnismomente aus, legt mitunter unbequeme Zusammenhänge offen und stößt Reflexionen an. So gibt Inge Miczka Themen von Medienmanipulation bis Nachhaltigkeit ein wichtiges kritisches Forum. „Fulfillment“ etwa sensibilisiert für gesellschaftlichen Zusammenhalt, der gerade für das Erreichen heutiger Ziele entscheidend ist.
Meeresstrände sind Sehnsuchtsorte: Der Blick kann schweifen, die Seele malt sich traumhafte Ziele an weit entfernten Gestaden aus. Assoziationen wie diese schwingen beim Betrachten von Inge Miczkas zweiteiliger Wandinstallation 'Überfahrt' mit. Das Video zeigt zu Meeresrauschen und Möwenrufen verschiedene Einstellungen von Strand, Meer und Horizont. Daneben veranschaulicht ein künstlerisches Objekt aus Treibgut, dass Strände immer auch Orte sind, an denen das Meer die unterschiedlichsten Dinge an Land spült. Diese vermeintlich positive, ja romantische Darstellung beinhaltet jedoch Brüche: Beim Betrachten des Videos fällt bald auf, dass etwas nicht stimmt, nicht unseren medialen Sehgewohnheiten entspricht: Der Ton ist in Realgeschwindigkeit zu hören, der Film dagegen läuft in Zeitlupe ab – Bild und Ton sind nicht synchron. Ein weiteres Fragezeichen taucht auf, wenn im Video plötzlich vereinzelt Holzteile im Meer treiben. Woher stammen sie? Wozu gehörten sie? Sie stammen von der Mittelmeerküste Kroatiens. Dort hat sie die Künstlerin gefunden und mit nach Deutschland gebracht. Die Frage, wozu die Holzteile gehörten, wird möglicherweise durch den Fundort Mittelmeer und die anhaltende Flüchtlingsthematik beantwortet. Darauf Bezug nehmend, hat Inge Miczka die gefundenen Treibgutstücke zu einem Objekt zusammengefügt, das die Form eines Quadrates aufgreift. Dieses steht symbolisch für ein Zuhause und für Sicherheit – in frühen Zeiten diente es als Grundriss, der den Lebensraum des Menschen schützt, der sich darin niederlässt (vgl. Riedel, 2006). So verweist das Objekt durch Form und Originalmaterial darauf, dass Geflüchtete ihr altes Zuhause in der Heimat verlassen müssen, um sich in unbekannter Ferne unter langwierigen Entbehrungen hoffentlich eine neues Zuhause aufbauen zu können. Das Video, das unsere gewohnte mediale Wahrnehmung bricht; das Treibgut-Objekt, das ein sehr bruchstückhaftes und zerklüftetes Quadrat darstellt – mit diesen Unregelmäßigkeiten als Stilmittel sensibilisiert Inge Miczka für die dramatische Schieflage: Einerseits bedeutet Flucht einen extremen Einschnitt im Leben der Menschen und oftmals deren Tod, andererseits werden diese Tragödien von Unbeteiligten wie uns höchstens beiläufig wahrgenommen. Ist es da Ironie des Schicksals, dass wir alle trotzdem manchmal den selben Strand ansteuern? Meeresstrände sind Sehnsuchtsorte: Der Blick kann schweifen, die Seele malt sich traumhafte Ziele an weit entfernten Gestaden aus. Gestade, die das schlichte Überleben bedeuten könnten – wenn sie denn erreichbar wären.
Text: Daniel Scheffel Quellenangabe: Riedel, Ingrid (2006): Formen. Tiefenpsychologische Deutung von Kreis, Dreieck, Quadrat, Spirale und Mandala (5. Aufl.), Stuttgart u.a., Kreuz Verlag.
Schön war's! Hier noch ein paar Impressionen vor Ort!
Abbauvideo
www.youtube.com/watch?v=MvBPnUACRfM
flux4art 2022
https://www.flux4art.de/kuenstler-innen/inge-miczka/
/// leider schon vorbei...
im Landesmuseum in Mainz
20.OKTOBER 2022 - Januar 2023
/// INGE MICZKA /// D-55543 Bad Kreuznach /// Freiherr-vom-Stein Str.11a Mobil: 0177/5018838 /// Mail:internet@miczka.net /// www.miczka.net /// Insta: inge@miczka.net